Bilder & Orgel

Bilderzyklus zu 
„L’apparition du Christ ressuscité à Marie Madeleine“ 
aus dem „Livre du Saint Sacrement“
von Olivier Messiaen

Beim Hören von klassischer Konzertmusik erlebe ich oft, wie vor meinem inneren Auge kaleidoskopartige Bilder, Farben, Formen und Figuren entstehen. Diese visuellen Eindrücke sind so lebendig, dass sie mich oft genauso stark fesseln wie die Musik selbst. Es hat mich immer gereizt, diese individuellen Visualisierungen für andere erfahrbar zu machen. Die Zusammenarbeit mit Johannes Sell an der Orgel bietet mir nun die Möglichkeit, diese Vorstellung zu realisieren. 

Für die Orgelkonzerte des jungen Organisten habe ich einen Zyklus von sechs Bildern zu der von Olivier Messiaen vertonten Geschichte der ersten Begegnung des auferstandenen Christus mit Maria Magdalena am offenen Grab gestaltet. 

Messiaen verwendet eine ganz eigene, unglaublich farbenreiche Tonsprache, die sich aber dem Zuhörer nicht ohne weiteres offenbart. Meine Bilder sind vom Höreindruck Johannes Sells Orgelspiel inspiriert und können dem Konzertbesucher das Verfolgen der Klänge durch visuelle Eindrücke vereinfachen. Dazu wird der Bilderzyklus in digitalisierter Form während der Konzertaufführung in den Kirchenraum projiziert.  



Zum Bildzyklus und zur biblischen Geschichte 

Olivier Messiaen bezieht sich auf Johannes 20,11-17 (gekürzt):  

Maria aber steht vor dem Grab und weint. Sie wendet sich zurück und sieht Jesus stehen, aber sie weiß nicht, dass er es ist. Jesus sagt zu ihr: Maria! Da wendet sie sich um und spricht zu ihm: Rabbuni (das heißt:Meister)! Jesus sagt zu ihr: Geh hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 

Sechsteiliger Zyklus

Der sechsteilige Zyklus ist im Format 40cm x 30cm in Mixed-Media-Technik entstanden. 

Bild 1: Ende der Nacht – Maria weint am geöffneten Grab 

Bild 2: Dialog zwischen Jesus und Maria – Marie! Rabbi! 

Bild 3: Realisierung Marias, Extase 

Bild 4: Maria erzählt den Jüngern von der Auferstehung Jesu 

Bild 5: Apokalypse 

Hier nutzt Messiaen seine selbst erfundene Langage conmmunicable, in der er mithilfe der absoluten Tonhöhe, Intervallen und Tonlängen ein „musikalisches Alphabet“ schafft und die Wörter in französischer Sprache „buchstabiert“.  Die Vogelstimme des Weißkehlsängers ist in Messiaens Tonfolge wiederzuerkennen.

Bild 6: Beginn der Nacht – Sein Kommen verging 

Olivier Messiaen (1908 -1992) 

Olivier Messiaen war ein wegweisender französischer Komponist, der vor allem für seine experimentellen Orgelkompositionen bekannt ist. Seine Musik wurde stark von Zahlenmystik, indischen Rhythmen, Gregorianischen Gesängen sowie den Werken von Claude Debussy und Igor Stravinsky beeinflusst. Messiaen war Synästhetiker und konnte Klänge mit Farben assoziieren, was sich deutlich in seinen Akkorden zeigt. Auf seinen Reisen sammelte er Vogelstimmen und entwickelte eine bemerkenswerte Fähigkeit, hunderte von Vogelarten zu unterscheiden.